Interview © Sallys.net
von Frank Thiessies
Masters Of Reality Meister Proper ist zurück
Mit ’Pine/Cross Dover’ reaktiviert Meister Chris Goss nach längerer spielerischer Pause sein seit 20 Jahren aktives Stammprojekt Masters Of Reality. Dabei gibt sich der Pionier-Produzent des Wüsten-Rock von Kyuss und QOTSA abermals schön geschmäcklerisch.
Mag die Unterbrechung seiner Musiker-Vita auf Grund von fleißigen Reglerarbeiten auch länger als geplant gewesen sein: Goss bleibt unverkennbar der uneingeschränkte Boss für psychedelische Verschrobenheiten und spirituelle Tonkunst mit Schamanenmuster im Stoner-Rock-Relief. Nur die Akustikgitarren hat der Mann, dessen äußere Statur mittlerweile immer mehr seinem musikalischem Schwergewicht entspricht, diesmal bewusst außen vor gelassen. „Ich spiele zwar besser Akustikgitarre als elektrische, aber ich will sie nicht benutzen, auch wenn es sehr verlockend für mich ist. Momentan gibt es in den Staaten so eine Art Hippie-Folk-Revival, angeführt von Devendra Banhart. Manches davon mag ich, manches nicht. Und ich wollte dieses Mal definitiv keine Batik-Platte machen.“
Hat er auch tatsächlich nicht, denn neben der omnipräsenten Ahnengalerie aus Led Zeppelin, Neil Young (mit Crazy Horse), Beach Boys und etwas Doors-Timbre schwingt auf dem neuen Album nicht nur im Titel der Einfluss der britischen Insel durch. „Ich habe in letzter Zeit tatsächlich vermehrt in England gearbeitet, unter anderem mit den Jungs von UNKLE, die ja auch auf dem Album mitmachen. Und die Musik, die ich als Kind gehört habe, war ausnahmslos englischer Rock’n’Roll. Auch wenn Amerika ja die Wiege des Blues und Rock ist, so gefällt mir das, was die Engländer daraus gemacht haben. Sie haben die Wurzeln sehr selektiv seziert und nur die Teile herausgepickt, die sie mögen. Ich bin da ähnlich und nehme mir auch nur das, was mir gefällt.“ Das schließt auch Gegensätzliches nicht aus, weshalb die duale Natur der Scheibe schon im Doppel-Titel suggeriert wird. „Ich habe viel von Bowie gelernt, vor allem die Einstellung, das Selbstverständnis und den Mut, einen Pop-Song und ein Noise-Stück direkt gegenüber zu stellen - auf der selben Platte“, so Goss. Nur, dass hier die Extreme zwischen Euphonie und experimenteller Kakophonie vielleicht mehr von einem herzensguten Bauchgefühl zusammengehalten werden.
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