Konzertreview © Regioactive.de Oktober 2009

von Daniel Voigt

Bilder: mastersofreality.de

 Masters Of Reality

07. Oktober 2009 @ Lido, Berlin

 

Sie gehören zu den wichtigsten Vorreitern des Stoner Rock: Masters Of Reality. Vergangene Woche war die Gruppe um Chris Goss in Berlin zu Gast, um eines ihrer seltenen Konzerte zu spielen. Goss gilt selbst als Schwergewicht in der Stoner-Rock-Szene. Einerseits als Kopf seiner Band, in der er als einziges festes Bandmitglied die gesamte Kontrolle inne hat, und andererseits als Produzent von Bands wie Soulwax, Kyuss oder Queens Of The Stone Age. Auf der Bühne mutiert Chris Goss erst recht zum Urgestein.

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Seine eigene Karriere als Sänger und Bandleader schien für Chris Goss im Laufe seiner Jahre im Musikbusiness jedoch zunehmend nebensächlicher zu werden. Er verlegte sich stattdessen mehr und mehr auf das Produzieren und Mit-Musizieren bei seinen prominenteren Musiker-Freunden. MOR galten daher spätestens seit 2001 als spannendes Projekt, das aber auf Eis liegt. Eine Mail seiner Plattenfirma mit dem Wortlaut "Nicht mal wieder Lust, selber eine Platte zu machen?" überzeugte Goss, sich wieder an die Gitarre zu setzen. Und so kehrte sein Projekt Masters of Reality im August mit dem fünften Longplayer Pine/ Cross Dover ins Rampenlicht zurück.

Der im Alter etwas in die Breite gehende Chris Goss kam in Berlin mit einem Stirnband-Halstuch und überdimensional weiten, langen Klamotten auf die Bühne und richtete sofort die gesamte Aufmerksamkeit des Publikums auf seine Person. Das lag jedoch vor allem auch an seinem formidablen Gitarrenspiel. Chris Goss stimmte mit seinen drei Bandkollegen immer wieder kleine und längere Gitarrensolos oder Jamsessions an, oder er spielte solo nur unter Begleitung des Schlagzeugers eher ruhige und nachdenkliche Songs.

Allerdings überwogen im Laufe des Konzerts der Masters dann doch vor allem die laut lärmenden, vorbeizischenden, zirpenden und pfeifenden Gitarrenakkorde, die den Zuschauer in eine andere Sphären-Welt geleiten lassen. Dort befand sich zu diesem Zeitpunkt scheinbar auch Chris Goss, der die Texte seiner Musik zumindest am Anfang nicht mit ganz "wachen Augen" sang – jedenfalls wirkten seine Blicke teilweise seltsam leer.

Dennoch schafften die Masters Of Reality und insbesondere Chris Goss, die Dominanz, das Raue und die Komplexität der Songs präzise und gekonnt auf das Publikum zu übertragen, dieses zu fesseln und zu später Stunde um ein Uhr nachts zufrieden und verträumt in die kalte Herbsnacht zu entlassen. So hat man harten Stoner-Rock und Masters Of Reality gerne!