Livereview © Metal Hammer Dezember 2009

von Frank Thiessies

 

Masters Of Reality

& Vic Du Monte´s Persona Non Grata

München: 59:1 Besucher: ca. 300

 

Begleitend zum aktuellen Album PINE/CROSS DOVER, ist Chris Goss und sein stetig wechselndes Masters Of Reality-Ensemble nach geraumer Zeit mal wieder auf Stoner Rock-Stippvisite in Deutschland. Ein Ereignis, das der Liebhaber Lavastrom-artigen Blues- und Psychedelic Rock-Gerölls nicht missen möchte, weshalb das 59:1 am heutigen Abend auch entsprechend voll gestopft mit erwähnter und bunt gemischter Spezies ist.

Nach unplanmäßiger Verzögerung darf jedoch zunächst Vic du Monte s Persona Non Grata unter Beweis stellen, dass zu viele Worte im Band-Namen nicht alles sind: Garagen-Rock, Sumpf-Blues und Rock'n'Roll sind die Eckpfeiler der Amis, die vom ' namensgebenden Frontmann mit rauer Diesel-Stimme vorgetragen werden. Dazu noch etwas Tito & Tarantula und Klezmer-Kapriolen, und die Band hat - wenn auch etwas mundfaul und unkommunikativ - einen Stein im Stoner-Brett.

Nach jener erdigen Einstimmung fällt die noch mal etwas länger ausfallende Wartezeit auf Masters of Reality umso schwerer. Kurz nach elf schwingt sich Goss zu 'Absinthe Jim And Me' dann endlich auf die kleine Bühne. Bärtig, in modischem Schwarz gekleidet und mit Ghetto-Bandana als Kopfschmuck, wirkt der Kyuss-Produzenten-Koloss um circa zehn Kilo erleichtert deutlich agiler als noch zum Interview im Sommer. Die Songs dagegen bleiben fett: 'Deep In The Hole vom gleichnamigen 2001er-Album triumphiert als minimalistisches Reduktions-Rock-Fest, 'V.H.V.' bleibt dem klassischen Blues verpflichtet und bekommt ein cremiges Hendrix-Solo spendiert und mit 'Third Man On The Moon' kommt der erste hart geriffte Wüsten-Riff-Tabak mit 'Hush'-Referenz zum Zuge. Beim Bowie- Liebesbeweis 'Worm In The Silk' ist es Zeit für Besinnlichkeit und den Einsatz der akustischen Gitarre, bevor es mit 'Doraldina's Prophecies' 21 Jahre in der Masters Of Reality-Diskografie zurück zum Debüt gehl und mit einem anschließenden eruptiven Jam nachträglich der runde Geburtstag gefeiert wird.

 

Dabei geriert sich Goss nicht als Mann großer Worte, sondern lässt lieber den Blues für sich sprechen - oder auch mal etwas verhältnismäßig Flotteres, wie die Beat-Nummer 'King Richard TLH', bevor es darum geht, wieder im tiefen Meer der transzenden talen Stoner-Strömungen zu versinken.

Doch da schießt Chris auch schon wieder mit 'High Noon Amsterdam' aus der Hüfte und verleit zum Sechziger-Schwoof. Jetzt noch 'John Brown' und schnell die Band vorgestellt, dann ist es nach gut achtzig Minuten an der Zeit für den ersten Abgang. Lange lässt sich der Meister aber diesma nicht bitten und kehrt für ein punkig-flottes 'She Got Me' zum Ort des Geschehens zurück. Eine ähnliche Einstellung kann man sich bezüglich des nächsten Europa-Abstechers von Herrn Goss mitsamt seiner heutigen famosen Begleitband nur wünschen.