Livereview © Musikexpress Februar 2002

von Fritz Herbert

 

 

Lakonischer Hard Rock

Masters Of Reality
live Columbia Fritz Berlin

Als Rocker ist Josh Homme Premiumklasse, als Sidekick unbezahlbar. Da übertrifft er selbst Robin,denn der sekundiert nur Batman so'n bisschen bei der Rettung von Gotham City oder, bestenfalls, der Welt. Josh Homme leistet Größeres.
Er hilft, den Rock'n'Roll zu retten, gewöhnlich bei den Queens Of The Stone Age oder, noch radikaler, bei seinen Desert Sessions, einem alljährlichen Improvisier-Konzil, auf dem Josh and friends in Kaliforniens Wüste mit minimalem Budget maximalen Hardrock erschaffen.

Heute wie auf der gesamten Tour begleitet dieser Josh seinen Bruder im Geiste, Master-(Of-Reality-)Mind Chris Goss. Definitiv: Bei diesem Duo kann nichts schief gehen. Nur die Nebelmaschinen vor der Bühne vertrauen sich und ihrer Zunft immer noch am meisten. Aus den buttermilchigen Dämpfen weept gently ein grandioses Gitarren-Intro. Goss, bei 35 Grad Wasserwärme eingemummelt in Wattejacke und Wollmütze, schlurft wohlbeleibt, vollbärtig, grinsend auf die Bretter: "Here's a song from deep in the hole.".

Der Hook sitzt! Cool und freundlich raspelt der adrette Josh wehrsame Riffs. Basser Nick Oliveri (dito Queens), zweiter Ehrenassistent, zielt mitten ins Gedärm. Grundsolide und stringent wie ein KGB-Vernehmer trommelt John Leamy auf sein ebenso spartanisches wie effizientes Schlagwerk ein.
"Third Man On The Moon"-von Joshs Gitarre dröhnt das lauernde Chaos. Goss fällt in das monatelange Gitarrensolo nahezu synchron ein. Ultranonchalant,als stünden sie allein im Joshua-Tree-Park, bluesen und jammen die beiden.
"Why The Fly?" - Josh's Slide-Gitarre raubt allen den Atem, und als er die höchsten Töne rausquengelt, zerspringen die Spiegel auf der Herren- Latrine.
"Doraldina's Prophecies" - das röhrende Rock'n'Roll-Furioso kontrastiert aufs Feinste mit dem eher gedämpften Spirit des aktuellen Mastersalbums. Der hypnotische,flammende "Alder Smoke Blues", das wunderlich fragile "Rabbit One", ein Led-Zeppelin'sches "High Noon Amsterdam" - zu allem Goss' lakonischer Gesang, seine surreale Attitüde und immer wieder seine und Hommes Gitarren-Duette.
Eine kurze verbale Bosheit über das Sampling-Unwesen, ein Rück- kopplungs-Unwetter, "John Brown" als Zugabe. Nach anderthalb Stunden ist der Rock'n'Roll wieder mal gerettet.... satisfaction guaranteed!