Interview © Triggerfish.de 2001
von Andrew Uhlemann
MASTERS OF REALITY
Am 24.9.2001 hatte ich das Vergnügen in einem Kölner Hotelzimmer mit Chris Goss zu sprechen, dem Chef und Frontman der Masters of Reality.
Anlass ist das neue Album „Deep in the hole“, dessen Titel Chris scherzhafter Weise als seine momentane finanzielle Situation beschreibt. In Wirklichkeit heißt aber auch ein Track auf dem Album so und das Cover, es zeigt ein Auge und den Teil eines Gesichtes, der durch Schall-Loch einer kaputten Gitarre schauen kann, wenn die Rückseite fehlt und wenn man sich die Reste der zerdroschenen Gitarre eben vor das Gesicht hält. So geschehen im Studio von den Earthlings, wo Chris kürzlich zu Besuch war. Ein schönes Cover und auch keine Fotomontage- so jetzt wissen wir das auch. Chris Goss ist ein sehr freundlicher, riesiger Kerl mit dem es letztendlich zu einem 45 minütigen amüsanten Gespräch kam, welches in Kürze auch auf POPKOMM TV ausgestrahlt wird.
Ich hatte 2 Tage vorher die neue CD hören können und war ziemlich begeistert. Die Scheibe kommt am 8.10. in die Läden und wird sicherlich viel Freunde finden, denn es ist etwas ganz Eigenes entstanden.
Den 99 ‘er Vorgänger “Welcome to the Western Lodge“ fand ich zwar ganz ganz o.k., aber für meinen Geschmack zu verschieden und zu strukturlos waren da Songs zusammengepackt worden, obwohl sicherlich auch ein paar richtig großartige Songs dabei waren, z.B. „Moriah“ ist mir in bester Erinnerung, aber eben keine Platte zum öfters durchhören. Angesprochen auf die lange Karriere und den dafür eher schmalen Output an Tonträgern bisher (er ist ja auch als Produzent sehr erfolgreich und z.B. für den Sound von Kyuss, Scott Weiland mit d. Magnificent Bastards und den Stone Temple Pilots, Jan Astbury, Josh Homme, u.a. verantwortlich) versucht Goss uns glauben zu machen, dass es jetzt in Zukunft in schnellerer Abfolge was zu hören gibt. Und das könnte sogar stimmen, dann er hat sich mittlerweile ein mobiles Studio angeschafft, kann dieses in kurzer Zeit aufbauen wo er will und aufnehmen mit wem er will.
Diesmal ist das für DEEP IN THE HOLE geschehen in Joshua Tree in Kalifornien und wie es der Wüstengott wollte, waren ein halbe Meile entfernt ein paar andere Musiker in einem anderen Studio bei der Arbeit und zwar für neue Aufnahmen für die bereits legendären DESERT SESSIONS.
So erklärt sich auch die illustre Liste an Gastmusikern auf der CD: Josh Homme (Queens of the Stone Age), Mark Lanegan (Screaming Trees/Queens of the Stone Age), Troy van Leeuwen (A Perfect Circle), Dave Catching and Mathias Schneeberger (The Earthlings), Nick Lucero (The Flys) and Brendon McNichol, also der Cr~me de la Creme der Stoner Rock Familie. Und eine Familie stellen sie auch dar, das sind die Freunde und die Bands mit denen Chris Goss so abhängt und wenn man live Auftritt, dann oft mit Bands aus diesem Umfeld.
Vor einigen Jahren habe ich in Austin, Texas mal eine Show der MOR gesehen, im Vorprogramm SLOBURN und das war eine Show, an die sich Chris auch noch gut erinnern kann, Nachmittags um vier in einem umgebauten Kuhstall (so wirkte es jedenfalls) und bei mmd. 30 Grad im Schatten. Aber es war im Rahmen der South by South West Messe und so konnte man prima mit Freibier kühlen. Ich fand das ein richtig geiles Konzert, weil sich eine Band und ein Sound präsentierte, der so wenig einzuordnen war und irgendwie in keine Schublade passt: einfach nur fetter, geiler Rocksound mit Anleihen, klar an so Stoner Rock
Geschichten, aber auch mit Ausflügen in irgendwelche Hippie Musik. Man ist gebannt und gespannt was als nächstes kommt und zwischendurch ist garantiert immer Platz für gepflegtes Headbangen. So, oder zumindest so ähnlich wie mir dieses Konzert in Erinnerung geblieben ist, kommt mir auch die neue CD daher. Der Sound ist superfett und abwechselungsreich und weiß bis zum Schluss immer wieder zu überraschen. Reife abgeklärte Rockmusik, die durchweg ohne Feedbackorgien auskommt und ein Songwriting präsentiert, das nachhaltig hängen bleibt.
Dabei sind manche Songs erst im Studio entstanden und einige Songfragmente sind dabei in Form von Ideen schon seit Jahren in seinem Kopf und auf Tapes gespeichert gewesen und haben sich erst dann zu Songs entfalten können ‚ als alle Umstände stimmten.
Atmosphäre ist dabei wichtig und das hört man auch der ganzen Platte an. Zum Ende des Interviews wollte Chris Goss auch noch mal ganz ausdrücklich den deutschen Elektro und „Krautrock“ Bands wir Amon DÜÜL, Can, Kraftwerk, Neu etc. danken, für die vielfältigen Einflüsse, die Sie bei Ihm hinterlassen haben. Ach so, alles klar.
Interessant fand ich noch die Tatsache, das die CD wie auch der Vorgänger auf BROWNHOUSE (ein Tochterlabel von MASCOT Music) erscheint. Brownhouse ist
extra für Chris Goss! M0R gegründet worden und da kann der Meister jetzt schalten und walten und sich voll auf seine Arbeit als Musiker konzentrieren. Mit dem zu erwarteten Erfolg der neuen CD wird da sicherlich noch Einiges kommen in Zukunft.
Ich empfehle unbedingt sich die geplanten Live Shows anzusehen, evtl. noch in diesem Jahr, ganz bestimmt aber im Frühjahr und da ist wohl sogar angedacht, mit der ganzen Familie zu kommen, den Musikern der Desert Sessions. Das wird ein Fest.
Und bis dahin ist man bestens bedient mit DEEP IN THE HOLE.
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