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Autor: Chris Leibundgut

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Wenn der Käse ruft

Im September ist es wieder soweit - Desert-Sound-lkone Chris Goss und seine unverwüstlichen MASTERS OF REALITY legen ihr viertes Studioalbum vor. Und wenn man dem optimistischen Vorab-lnfo glaubt, soll's auf „Deep In The Hole" musikalisch wieder „härter und schwerer" als bei „Sufferbus" und „Western Lodge" zugehen, und sogar die magischen Worte „Blue Garden" - inoffizieller Titel des '88er MOR-Debüts, einer der besten Hardrock-Scheibletten aller Zeiten -werden in die Runde geworfen.

»Es ist schwer für mich, das Album zu beschreiben, weil ich eben erst damit fertig geworden bin und noch nicht den nötigen Abstand habe«, Lässt Meister goss die „Blue Garden"- Konnota- tionen unkommentiert im Raum stehen. »Ich sehe das Ding eher als abgedrehtes, schweres Rock'n'Roll-Album. Was mir bei dieser Platte eine Menge Spaß gemacht hat, sind die ausgefeilten Gesangsharmonien, an denen ich lange rumgetüftelt habe. Harmonien stapeln könnte ich jahrelang, haha!«

Während goss selbstredend auch diesmal wieder für die Produktion - das legendäre Monkey-Studio in Palm Springs ist inzwischen Geschichte; Goss hat sich daheim in Joshua Tree ein Homestudio eingerichtet - und den Großteil des Songwritings zuständig ist, kann der Meister für den praktischen Teil auf eine ganze Latte hochkarätiger Kumpels zählen. Allen voran Mark Lanegan (ex-Screaming Trees, jetzt Queens Of The Stone Age), Troy Van Leeuwen (A Perfect Circle, ex-Failure), Nick Lucero (The Flys, QOTSA), Dave Catching (The Earthlings) und natürlich QOTSA-Mainman Josh Homme.

(Originalfoto Rockhard s/w, verfremdet durch mich)

»Josh hat 'Roof Of The Shed' mitgeschrieben und jammte während der Pre-Production am Bass mit. Außerdem hat er auf'Roof und 'Corpus Scorpios Electrified' Gitarre gespielt. Troy ist auf zwei Stücken, 'Shotgun Son' und 'A Wish For A Fish', zu hören. I love Troy's playing! Mark singt auf 'High Noon Amsterdam'. „Deep In The Hole" ist das erste Masters-Album, bei dem all meine Freunde nicht auf Tour waren. Das ist auch der Grund für die lange Gästeliste.«

Bei dieser Konstellation drängt sich die Frage auf: Sind MASTERS OF REALITY überhaupt noch eine Band im eigentlichen Sinne oder eher eine lose Jam-Konfiguration?

»Der harte Kern beschränkt sich auf mich und Drummer John Leamy, der auf „Deep In The Hole" auch ein paar Songs mitgeschrieben hat. Was das Touren angeht, werden wir sehen, wer Zeit und Lust hat und mit uns groovt - musikalisch wie menschlich. Ich strecke diesbezüglich gerade die Fühler aus. Soviel ich weiß, werden für den Herbst ein paar Shows für uns gebucht. In puncto Festivals sind wir wohl ein bisschen zu spät dran, aber wahrscheinlich kommen wir im nächsten Frühling für die nächste Festivalsaison zurück.«

Bevor es mit MASTERS OF REALITY wieder an der Livefront losgeht, stehen bei Chris Goss allerdings noch diverse Producer-Aktivitäten auf dem Plan.

»Momentan arbeite ich mit einer Künstlerin namens Roxy Saint - ein Cyberpunk-Psycho-Girl! Außerdem versuche ich, Enemy, die Band von Troy Van Leeuwen, ins Rollen zu bringen. Enemy sind neben We aus Norwegen meine Lieblingsband. Leider sind die Etagen bei den US-Labels aber rappelvoll mit irgendwelchen Trotteln, die nur die nächste Rap/Rock-Sensation interessiert. Ich stelle mir immer diesen Raum voller Ratten vor, wo jemand ruft: „Der Käse ist da drüben!", und alle rennen nach rechts. Dann ruft jemand: „Nein, der Käse ist hier drüben!", und alle Ratten rennen nach links. So ist das Musikgeschäft. Es hat sich nichts geändert...«