WIE SCHNELL DIE ZEIT VERGEHT
Chris Goss ist ein echtes Phänomen. obwohl der schwergewichtige Musiker 1989 in dem unter Fans als "Blue Garden" bekannten Album ein hoch gehandeltes Debüt auf den Markt brachte, wird sein Name immer noch eher als Entdecker, Förderer und Producer der verblichenen Wüstenrocker Kyuss in Verbindung gebracht. der Undergroundstatus seiner Kapelle blieb auch beim zweiten Masterswerk "Sunrise on the Sufferbus" mit Schlagzeuglegende Baker und bei der Livescheibe "How high the moon" mit Stone Temple Pilots-Sänger Scott Weiland.
Daß ausgerechnet das recht sprrige und streckenweise unzugängliche “Welcome to the Western Lodge" etwas an der Situation ändern könnte, glaubt selbst Goss nicht.
»So sperrig finde ich die Scheibe gar nicht mal. Ich habe versucht, die Songs eingängig zu halten, die musikalische Umsetzung ist aber tatsächlich etwas ungewohnt. Ich will mich nie wiederholen, sondern mit jeder Platte etwas noch nicht Gehörtes vorlegen und meine musikalischen Vorlieben ausleben, weshalb alles manchmal etwas länger dauert, hehe.«
Als angebliche große Vorbilder werden oft Black Sabbath und die Beatles genannt, dabei gehören weder die Fab Four noch die Stahlkocher aus Birmingham zu seinen direkten Faves.
»Nur weil ich oft metallische Riffs mit Beatlesmäßigen Harmonien mische, muß ich noch lange kein wahnsinniger Anhänger beider Acts sein. Ich bin eher ein Gegner von Scheuklappen und mag harte Musik genau so gerne wie poppige Melodien. Ich setzte mich nicht hin und versuche krampfhaft die beiden Elemente zu einer schrägen Mixtur zu verquicken. Da klingt nichts gekünstelt, oder? «
Certainly not. Dafür neigt Goss, der live gerne etwas länger in den selbstfabrizierten Klängen schwelgt, auf. Tonkonserve dazu, seine Nummern kurz und knapp abzuhandeln. Da glaubt man gerade, eine Songidee erhascht 10 haben, geht es bereits mit dem nächsten Stück weiter. Für geruhsame Musikhörer schon mal ein anstrengendes Vergnügen.
»Ich wollte die Leute nicht mit ausgewalzten Songs langweilen. Es gibt oft 'Stücke, 'die um 'zwei, drei Minuten zu lang geraten sind und bei denen man an einem bestimmten Punkt denkt, daß der Song doch hier enden könnte. Das Album sollte prägnant auf den Punkt kommen.«
Hatte die lange Zusammenarbeit mit Kyuss damit zu tun, daß man auf "Welcome to the Westen Lodge" so lange warten mußte?
»Die Zeit vergeht einfach so schnell, daß man oft gar nicht merkt, daß schon wieder fünf Jahre vorbei sind«, bemerkt der Gemütsmensch nachdenklich. »Mein Leben dreht sich nicht um eine Masters-Platte alle eineinhalb Jahre. Als Kyuss einschlugen, wurden auch meine Produktionen gefragter, und es hat mir Riesenspaß gemacht, mit jungen Musikern zu arbeiten. Man kann da sehr viel dazulernen und etwas von ihrer Energie konservieren. Als es Zeit für ein neues Masters-Aibum war, hat es nicht einmal besonders viel Zeit in Anspruch genommen. Jetzt ist die Platte für mich eigentlich schon wieder Schnee von gestern. Sicher, demnächst gehe ich auf Tour, aber dazwischen gucke ich mir schon wieder der Leute aus, die ich produzieren werde. Mit ein paar Jungs von Kyuss werde ich bestimmt was machen, oder auch mit C.C. von den Ramones.«
Auf der faulen Haut liegt er also nicht. Neben seinen Arbeiten für seinen Arbeiten an "Strange Days", "Tank Girl" oder "Disturbing Behavior" und einer geplanten Kollaboration macher Russel Crowe ("LA. Confidential") hat der vielseitige Musiker immer noch Zeit, Lyrics der eher kryptischen Art zu verfassen. Denn wer versteht schon den Sinn hinter obskuren Zeilen wie in "Boymilkwaltz" oder "Take A Shot At The Clown"?
»Oh, 'Take A Shot At The Clown' handelt ganz einfach von mir«, lacht der Hüne. »Aber bei manch anderen Songs weiß ich oft selber nicht genau, um was es da geht. Wenn es jemand herausgefunden hat, möchte er es mir doch bitte mitteilen.«
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