Dresden - Star Club 09.06.1998 MASTERS OF REALITY Support: Silverbullit, Besucher: 100
Simon Ohlsson, stimmgewaltiges Monster der hoffnungsvollen Newcomer aus Schweden, hatte mir im Interview kurz vor dem Konzert schon mit auf den Weg gegeben, daß mir ein Gig bevorstünde, der rein gar nichts mit dem Album zu tun habe. Und er sollte rechtbehalten. Auf dem selbstbetitelten Debüt rocken die Nordlichter locker und sleazy irgendwo zwischen Stooges, Sonics und Mother Superior. Ihre Live-Show kann jedoch völlig diskussionsfrei mit einem Miracle Workers- oder Spacemen 3-Vergleich geadelt werden. Im Laufe der Tour hat sich ihre musikalische Auffassung offensichtlich derart verselbständigt, daß nun das Zubraten auch des letzten Winkels im Saal mit dickflüssigem Soundpudding im Vordergrund steht. Sänger Simon lebt die Musik und springt, kauert, steht krummgebeugt am Mikro, malträtiert sich den Rachenraum mit brutalem Geröchel, um dann im nächsten Moment - man verzeihe mir diesen Vergleich - wie Elvis höchstpersönlich hochmelodische Arien von der Zunge zu schütteln. Nach fünf Songs und knapp einer halben Stunde ist Schluß, und dem ersten Unmut über diese Tatsache folgt ein wohliges Gefühl in der Genitalgegend, mit dem die Energie des Ereignisses noch einige Zeit fortlebt (wohl in der ersten Reihe eins auf den Sack bekommen, was, Kanzler? - d. Red.).
Um genau zu sein, bis zum Start des Master of Reality-Sets. Chris Goss, schon allein durch seine Erscheinung ein respekteinflößendes Wesen aus einer anderen Welt, und seine Musiker kommen dermaßen brachial, daß sich meine Trommelfelle wahrscheinlich um gute fünf Millimeter einbeulen. Besonders Drummer John Leamy, ehemals Mitglied des verblichenen ‘AmRep’-Fossils Surgery, haut mit einem ultrabrutalen Punch in die Felle. Im Verlauf des Konzerts stellen die Masters unter Beweis, daß sie die einzig wahre Supergroup des Universums sind. Vollkommen relaxt und locker rocken sie das Haus mit ihrer einzigartigen Fusion aus Blues und Heavy-Rock. Das wohl als Hommage an Jimi Hendrix gedachte “Manic Depression” wird unter ihrer Fuchtel zu einem völlig neuen Song, und trotz oder wegen des nicht einmal zu einem Drittel gefüllten Saals ist ihnen keinerlei Müdigkeit anzumerken. Egal ob wüst(ig)e Gänsehautpeitschen wie “Blue Garden” oder simple Bluesgranaten à la “Ants In The Kitchen”, die Band, die erst kurz vor der Tour zusammengestellt werden konnte, liefert ein in Sachen Charisma, Bühnenpräsenz und Spielfreude absolut herausragendes Konzert, das auch die Besucher in seinen Bann zieht, die noch nie vorher von der Band gehört haben.
Ganz, ganz groß!
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